Sunday, September 09, 2007

Außenhandelskammer in Caracas - Ende in zehn Jahren?


Wird es die deutsch-venezolanische Außenhandelskammer noch in zehn oder 20 Jahren geben? Mit dieser Frage beschäftigt sich momentan ernsthaft der Vorstand der AHK. Der stellvertretende Vorsitzende der AHK, Claudio Tillinger, erklärte bei unserem Treffen am Donnerstag, den 6. September: "Wenn die Privatwirtschirtschaft durch weitere Gesetze immer weiter aus dem Markt gedrängt wird, werden auch sebstverständlich unsere Mitglieder davon betroffen sein."

Momentan zählt die Außenhandelskammer 330 Mitglieder, darunter auch viele venezolanische Unternehmen, die am Handel mit Deutschland interessiert sind. Vom zunehmend von der venezolanischen Regierung betriebenenWirtschaftsprotektionismus sind vor allem die einheimischen Unternehmen betroffen. Deutsche Unternehmen wie Siemens oder Mercedes-Benz lasse man nach Angaben von Tillinger erstmal in Ruhe. Doch auch für die deutschen AHK-Mitglieder bleibt die Lage unsicher. Man weiß nicht, was er als nächstes vorhat", resümiert Tillinger. Mit "er" ist Venezuelas Präsident
Hugo Chavez gemeint. "Viele Unternehmen halten lediglich die Betriebskosten. Investitionen in den Maschinenpark werden unterlassen wegen der schwer einschätzbaren Zukunftsperspektiven." Von der Verstaatlichung sind vor allem Unternehmen in strategischen Bereichen wie dem Erdölsektor betroffen, in denen deutsche Firmen nicht anzutreffen sind. Ein weiteres Problem für die AHK-Mitglieder ist die Devisenbeschaffung. Tillinger dazu: "Neulich klagte ein Mitglied darüber, dass es deshalb die ausstehende Lieferantenrechnung nicht begleichen konnte." Gleichzeitig ist es für die venezolanischen Unternehmen schwierig, den Handelspartnern eine stabile Lieferkette zu garantieren. Das macht die Geschäfte schwierig. Die von Chavez eingeführten Gesetze zur Arbeitssicherheit haben zu Protesten auf Unternehmerseite geführt. Bei den Novellierungen handelt es sich um
Arbeitsschutz, wie er in Deutschland längst seit vielen Jahren Gang und Gebe ist. Außérdem soll die Wochenarbeitszeit von 40 auf 36 Stunden bei entsprechendem vollen Lohnausgleich gesenkt werden - eine Änderung über die die AHK als Arbeitgeber alles andere als erfreut ist.
Autor: Florian

Persönlicher Kommentar von Corinna: Der Tag in der AHK war für unsere Gruppe der Auftakt unserer Studienreise und erwies sich als sehr informativ. Natürlich stellte uns Herr Tillinger die Sicht der Wirtschaftselite des Landes dar, die sich im Konflikt mit dem Wirtschaftsprotektionismus von Chavezbefindet. Wir bekamen dadurch eine bessere Vorstellung davon, welcheAkteure und gesellschaftlichen Schichten in Opposition zu Chavez stehen.Wer sich mit der ungleichen Eigentums-, Land- und Vermögensverteilung in Venezuela auseinander setzt, wird eventuell zu Recht denken, dass Chavez gut daran tut, die Privilegien der Oberschicht anzugreifen und zu beschneiden. Ob aber seine Politik, insbesondere seine Wirtschaftspolitik, zur nachhaltigen Verbesserung der Lebensqualität der Venezolaner fûhren wird, steht auf einem anderen Blatt.

Unsere Erfahrungen in den kommenden Wochen werden uns hoffentlich in die Lage versetzen, diese Frage besser beantwort zu können.

0 Comments:

Post a Comment

<< Home